Marketing, Sales, Vertrieb – Berufsbilder und Einstieg für BWLer
Vom Hörsaal in den Job: Was kommt nach dem BWL-Studium?
BWL studieren in Deutschland Tausende. Kein Wunder – das Fach ist breit aufgestellt, die Jobchancen sind gut. Aber Hand aufs Herz: Wenn dich jemand auf einer Party fragt, was du später damit machen willst, wird's oft schwammig. "Irgendwas mit Management" oder "vielleicht was im Marketing" sind typische Antworten.
Dabei gibt es klare, spannende Karrierewege. Besonders zwei Bereiche stechen heraus: Marketing und Vertrieb (oft auch Sales genannt). Hier passiert das, wofür Unternehmen überhaupt existieren – Produkte bekannt machen und verkaufen. Klingt erstmal simpel, ist in der Praxis aber unglaublich vielfältig.
In diesem Artikel schauen wir uns an, welche konkreten Jobs es gibt, wie du einsteigst und was dich in diesen Feldern erwartet. Nicht mit Buzzwords und Floskeln, sondern ganz praktisch.
Warum Marketing und Vertrieb überhaupt wichtig sind
Stell dir vor, ein Unternehmen entwickelt das beste Produkt der Welt – aber niemand weiß davon. Oder andersherum: Alle kennen das Produkt, aber niemand kann es kaufen, weil der Vertrieb nicht funktioniert. Genau deshalb braucht es beide Bereiche.
Marketing baut die Bühne: Es macht die Marke bekannt, schafft Vertrauen und sorgt dafür, dass potenzielle Kunden überhaupt auf ein Angebot aufmerksam werden. Ob durch Social-Media-Kampagnen, Google-Anzeigen oder klassische Werbung – Marketing legt den Grundstein.
Vertrieb bringt den Deal nach Hause: Hier geht's um den direkten Kontakt zu Kunden, um Verhandlungen, Angebote und letztendlich um Umsatz. Ohne Vertrieb bleibt auch die beste Marketingkampagne nur schöne Theorie.
Beides greift ineinander wie Zahnräder. Marketing bereitet vor, Vertrieb schließt ab. Und genau deshalb gibt es für BWLer in diesen Feldern so viele Chancen.
Was macht man eigentlich im Marketing?
Marketing ist deutlich mehr als "bunte Werbeplakate entwerfen". Es ist ein Mix aus Kreativität, Strategie und Datenanalyse. Hier ein paar typische Rollen:
Online-Marketing-Manager
In dieser Rolle drehst du an den digitalen Stellschrauben: Du planst Kampagnen auf Social Media, schaltest Google-Anzeigen, optimierst Webseiten für Suchmaschinen (SEO) und wertest E-Mail-Marketing aus. Dabei arbeitest du viel mit Zahlen – Klickraten, Conversion Rates, Return on Investment. Klingt technisch? Ist es auch ein bisschen. Aber gleichzeitig kannst du kreativ werden, wenn du überlegst, welcher Post auf Instagram am besten zündet oder welche Überschrift mehr Leute zum Klicken bringt.
Ein typischer Tag? Morgens schaust du dir die Kampagnenzahlen der letzten Woche an, mittags besprichst du mit einer Agentur neue Anzeigenmotive, nachmittags optimierst du die Website. Abwechslungsreich, digital, zukunftssicher.
Produktmanager
Hier bist du so etwas wie der Kapitän eines Produkts. Von der ersten Idee bis zur Markteinführung begleitest du den gesamten Prozess. Du analysierst, was Kunden wirklich brauchen, beobachtest die Konkurrenz und koordinierst zwischen Entwicklung, Marketing und Vertrieb.
Beispiel: Dein Unternommen will eine neue App launchen. Du recherchierst, welche Features wichtig sind, holst Feedback von Testern ein, planst die Marketingstrategie und sorgst dafür, dass zum Launch alles steht. Produktmanager müssen ein bisschen von allem verstehen – und gut zwischen verschiedenen Abteilungen vermitteln können.
Brand Manager
Hier geht's um die Marke selbst. Wie wird sie wahrgenommen? Was macht sie einzigartig? Ein Brand Manager entwickelt Kampagnen, die nicht nur ein Produkt verkaufen, sondern ein Gefühl, eine Identität transportieren. Denk an große Marken wie Nike oder Apple – da steckt jahrelange Markenarbeit dahinter.
Du arbeitest eng mit Kreativteams zusammen, entwickelst visuelle Konzepte und achtest darauf, dass die Markenbotschaft überall einheitlich rüberkommt – vom Instagram-Post bis zur TV-Werbung.
Wie steigst du ein? Meist über Praktika während des Studiums, dann vielleicht als Werkstudent, später als Junior Online-Marketing-Manager oder über ein Trainee-Programm. Die gute Nachricht: Marketing sucht ständig Leute, die digital firm sind und frische Ideen mitbringen.
Und was macht man im Vertrieb?
Wenn Marketing die Vorarbeit leistet, ist der Vertrieb der Closer. Hier geht's darum, Kunden zu überzeugen, Verträge abzuschließen und Umsatz zu generieren. Das klingt für manche nach "aufdringlich verkaufen" – ist es aber nicht. Guter Vertrieb heißt: verstehen, was der Kunde braucht, und die passende Lösung anbieten.
Account Manager
Du betreust einen festen Kundenstamm und versuchst, neue Kunden dazuzugewinnen. Dabei geht's nicht nur ums Verkaufen, sondern auch um langfristige Beziehungen. Du führst Verhandlungen, erstellst Angebote und sorgst dafür, dass deine Kunden zufrieden sind – damit sie wiederkommen.
Ein Beispiel aus der Praxis: Du betreust mittelständische Unternehmen, die Software von deiner Firma nutzen. Regelmäßig telefonierst du mit deinen Ansprechpartnern, klärst Fragen, bietest Zusatzmodule an und achtest darauf, dass die Verträge verlängert werden. Gleichzeitig akquirierst du neue Kunden – per E-Mail, Telefon oder auf Messen.
Sales Manager
Hier steigst du eine Ebene höher: Du entwickelst Verkaufsstrategien für das ganze Team, analysierst Märkte und Wettbewerber und steuerst ein Vertriebsteam. Du bist nicht mehr nur selbst im Verkaufsgespräch, sondern sorgst dafür, dass dein Team die Ziele erreicht.
Diese Position ist eher was für später in der Karriere, wenn du schon ein paar Jahre Vertriebserfahrung hast. Aber der Weg dahin kann schnell gehen, wenn du gute Ergebnisse lieferst.
Business Development Manager
Das ist die strategische Variante des Vertriebs. Statt einzelne Verkäufe abzuschließen, suchst du nach neuen Geschäftsfeldern, baust Partnerschaften auf und entwickelst langfristige Wachstumsstrategien. Vielleicht erschließt dein Unternehmen einen neuen Markt im Ausland – dann bist du derjenige, der die ersten Kontakte knüpft und Kooperationen verhandelt.
Wie steigst du ein? Oft über Positionen wie Junior Account Manager, Inside Sales (Vertrieb per Telefon/E-Mail) oder Sales-Trainee-Programme. Der Vertrieb belohnt Leistung: Wer Ergebnisse liefert, steigt schnell auf.
Marketing oder Vertrieb – was ist der Unterschied?
Die beiden Bereiche überschneiden sich zwar, aber der Fokus ist ein anderer:
Marketing ist eher strategisch und kommunikativ. Du analysierst Zielgruppen, entwickelst Kampagnen, baust Marken auf. Der Erfolg wird oft an Reichweite, Engagement oder Markenbekanntheit gemessen.
Vertrieb ist direkter und umsatzorientiert. Du hast persönlichen Kundenkontakt, führst Verkaufsgespräche und dein Erfolg wird klar in Zahlen gemessen – in verkauften Einheiten oder generiertem Umsatz.
Ein kleines Beispiel: Das Marketing entwickelt eine Social-Media-Kampagne, die 50.000 Leute erreicht und 1.000 Interessenten auf die Website bringt. Der Vertrieb nutzt diese 1.000 Leads, ruft an, schickt Angebote und macht daraus 50 zahlende Kunden. Zwei Seiten derselben Medaille.
So kommst du rein: Einstiegsmöglichkeiten für BWLer
Du hast verschiedene Wege, um nach dem Studium in Marketing oder Vertrieb einzusteigen:
Praktika und Werkstudentenjobs
Klingt nach Standard-Tipp, ist aber wirklich entscheidend. Wer schon während des Studiums ein, zwei Praktika im Marketing oder Vertrieb gemacht hat, hat beim Berufseinstieg einen riesigen Vorteil. Du lernst die Tools, die Arbeitsweise, und baust erste Kontakte auf. Und oft führt ein gutes Praktikum direkt zu einem Jobangebot nach dem Abschluss.
Trainee-Programme
Viele größere Unternehmen bieten spezielle Trainee-Programme an, die 12 bis 24 Monate dauern. Du durchläufst verschiedene Stationen – vielleicht erst im Marketing, dann im Vertrieb, dann im Produktmanagement. Der Vorteil: Du lernst das Unternehmen gut kennen und bekommst danach meist eine feste Position.
Direkteinstieg
Mit Bachelor oder Master kannst du auch direkt als Junior Marketing Manager oder Junior Account Manager anfangen. In kleineren Unternehmen oder Start-ups bekommst du oft schnell Verantwortung – ein guter Weg, wenn du direkt ins kalte Wasser springen willst.
Was verdienst du?
Geld ist nicht alles, aber es interessiert natürlich trotzdem. Hier ein realistischer Überblick:
Marketing (Einstieg): Ca. 35.000 bis 45.000 Euro brutto im Jahr. In Großstädten und großen Unternehmen eher am oberen Ende, in kleineren Firmen oder ländlichen Regionen etwas weniger.
Vertrieb (Einstieg): Ca. 40.000 bis 50.000 Euro brutto, oft plus erfolgsabhängige Provisionen. Gerade im Vertrieb sind variable Gehaltsbestandteile üblich – wer gut verkauft, kann deutlich mehr verdienen.
Mit Berufserfahrung: Nach ein paar Jahren und auf Management-Level sind 60.000 bis 90.000 Euro durchaus drin, je nach Branche und Unternehmensgröße.
Wichtig zu wissen: Im Vertrieb sind die Gehaltschancen oft höher, weil du direkt am Umsatz gemessen wirst und entsprechend Boni bekommst. Im Marketing ist das Gehalt tendenziell fester, aber dafür auch planbarer.
Diese Fähigkeiten solltest du mitbringen
Für Marketing:
Du brauchst eine Mischung aus Kreativität und analytischem Denken. Auf der einen Seite entwickelst du Kampagnen und Inhalte, auf der anderen Seite wertest du Daten aus und optimierst basierend auf Zahlen. Kommunikationsstärke ist wichtig, weil du viel mit verschiedenen Teams und manchmal auch Agenturen zusammenarbeitest. Und ein technisches Grundverständnis hilft enorm – ob Google Ads, SEO-Tools oder CRM-Systeme, digitale Kompetenz ist ein Muss.
Für Vertrieb:
Hier zählt vor allem Überzeugungskraft. Du musst Kunden für dein Produkt begeistern können, auch wenn sie erstmal skeptisch sind. Verhandlungsgeschick und ein gesundes Durchhaltevermögen sind wichtig – nicht jeder Lead wird zum Kunden, und damit musst du klarkommen. Kundenorientierung ist zentral: Was braucht mein Gegenüber wirklich? Und ja, eine gewisse Belastbarkeit schadet nicht, denn im Vertrieb gibt es klare Ziele und manchmal auch Druck.
Die gute Nachricht: Viele dieser Fähigkeiten lernst du mit der Zeit. Niemand erwartet, dass du als Berufseinsteiger schon alles perfekt beherrschst.
Was bringt die Zukunft?
Marketing und Vertrieb verändern sich gerade massiv. Ein paar Trends, die du auf dem Schirm haben solltest:
Digitalisierung: Immer mehr läuft online. Social Selling (Verkaufen über LinkedIn & Co.), Performance Marketing (datengetriebene Werbung) und E-Commerce wachsen weiter. Wer sich hier auskennt, ist klar im Vorteil.
KI und Automatisierung: Künstliche Intelligenz hilft heute schon bei Datenanalysen, personalisiert Werbung automatisch und übernimmt Routineaufgaben. Das heißt nicht, dass Jobs wegfallen – aber sie verändern sich. Du wirst weniger Zeit mit Standardaufgaben verbringen und mehr strategisch arbeiten.
Nachhaltigkeit: Kunden achten immer stärker darauf, wie Unternehmen wirtschaften. Greenwashing fliegt schneller auf, echte Nachhaltigkeit wird belohnt. Das beeinflusst auch Marketing und Vertrieb – authentische Kommunikation wird wichtiger.
Customer Experience: Der Kunde steht im Zentrum. Nicht das beste Produkt gewinnt, sondern die beste Erfahrung drumherum – vom ersten Kontakt bis zum After-Sales-Service. Das bedeutet: Marketing und Vertrieb rücken noch enger zusammen.
Wer flexibel bleibt, sich weiterbildet und offen für neue Tools ist, hat in diesen Bereichen beste Karrierechancen.
Fünf Tipps für deinen Berufseinstieg
1. Sammle Praxiserfahrung, so früh es geht. Ein Praktikum im vierten Semester ist besser als drei Praktika nach dem Abschluss. Du merkst auch schnell, ob dir der Bereich wirklich liegt.
2. Lerne die gängigen Tools. Excel ist Basis, aber schau dir auch CRM-Systeme (z. B. Salesforce), Google Ads, Social-Media-Analytics oder Marketing-Automation-Tools an. Viele bieten kostenlose Einführungskurse.
3. Netzwerke aktiv. LinkedIn ist kein Selbstzweck, sondern ein Türöffner. Vernetze dich mit Leuten aus Praktika, geh auf Karrieremessen, bleib im Kontakt. Viele Jobs werden über persönliche Empfehlungen vergeben.
4. Sei offen für Trainee-Programme. Klar, du willst vielleicht direkt durchstarten. Aber Trainee-Programme sind ein guter Weg, um verschiedene Bereiche kennenzulernen und dich in einem Unternehmen zu etablieren.
5. Bilde dich weiter. Online-Zertifikate in Digital Marketing, Projektmanagement oder Sales sind nicht teuer und heben dich von anderen Bewerbern ab. Plattformen wie Coursera, HubSpot Academy oder Google bieten vieles kostenlos an.
Fazit: Marketing, Vertrieb oder beides?
Für BWL-Absolventen sind Marketing und Vertrieb zwei der attraktivsten Berufsfelder überhaupt. Die Jobs sind vielfältig, die Gehälter fair bis gut, und die Karrierechancen stehen exzellent – vorausgesetzt, du bringst ein bisschen Initiative mit.
Marketing passt zu dir, wenn du gerne strategisch denkst, kreativ bist und ein Händchen für Daten hast. Du magst es, Kampagnen zu entwickeln, Trends zu beobachten und dabei digital zu arbeiten.
Vertrieb passt zu dir, wenn du gerne mit Menschen arbeitest, zielorientiert bist und dich an messbaren Erfolgen motivierst. Du scheust dich nicht vor direktem Kundenkontakt und hast Spaß daran, andere zu überzeugen.
Und das Beste: Du musst dich nicht für immer festlegen. Viele Karrieren starten im Vertrieb und entwickeln sich später Richtung Marketing oder Business Development. Oder du fängst im Marketing an und merkst, dass du den direkten Kundenkontakt vermisst – dann wechselst du in den Vertrieb. Die Grenzen sind durchlässig.
Mit Praktika, einem guten Netzwerk und gezielten Weiterbildungen legst du schon im Studium das Fundament. Danach heißt es: reinkommen, lernen, Erfahrungen sammeln – und deinen eigenen Weg finden.
Du fragst dich, welcher Bereich besser zu dir passt – und wie du dich optimal auf den Berufseinstieg vorbereitest?
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